Die Walldorf Wanderers sind der erste Meister in der Geschichte der Deutschen Flag Football Liga 5 gegen 5 (DFFL). In einem hochdramatischen Finale setzten sie sich am Samstagabend gegen ihren Rivalen Kelkheim Lizzards mit 39-36 durch. Der Sieg war die Krönung eines erfolgreichen Finalspieltags, den die Wanderers mit vielen Helfern ausrichteten. Neben den aktiven Spielern legte auch der Rest des Teams fleißig Hand an, um einen reibungslosen Ablauf der Spiele auf drei Feldern sicherzustellen. Auch die Versorgung mit Kaffee, Kuchen, Grillgut und Salaten stand wie eine Eins. Zudem hatte die Sonnabend GmbH aus Mörfelden-Walldorf wie bereits beim Big Bowl für eine starke Internetleitung am Platz gesorgt. Dadurch war es möglich, die Spiele sowohl auf YouTube in HD als auch auf Facebook live zu streamen.

img_2326

Pure Freude: Wanderers mit Meister-Shirts im Konfetti-Regen.

Kurz vor dem Start des Finales stürmten alle Wanderers plötzlich weg vom Feld in Richtung Zuschauerbänke. Dort staunte Christopher Hippmann nicht schlecht, als ihm Quarterback Benjamin Klever sein Trikot mit der Nummer 6 in die Hand drückte und er vom gesamten Team für ein Foto umringt wurde. Der verletzte Receiver war wenige Tage zuvor am Knie operiert worden und wird für längere Zeit ausfallen. Er ist mit seiner Schnelligkeit ein wichtiger Teil des Walldorfer Angriffs. Die Verletzung hatte er sich beim Turniersieg in Wiesbaden zugezogen. Jetzt unterstützt er das Team von der Seitenlinie und arbeitet hart an seinem Comeback.

img_2212

Geste für Nummer 6: Das Team um den 
verletzten Chris Hippmann (blaues Shirt).

Wie das mit dem Comeback funktioniert, zeigten die alten Rivalen aus Kelkheim und Walldorf dann im Finalspiel. Walldorf erwischte den besseren Start und sprintete in der ersten Hälfte zu einer zweistelligen Führung. Das ließen die routinierten Kelkheimer aber nicht auf sich sitzen und bestraften einige Walldorfer Fehler in der Folge eiskalt. Erst gelang es ihnen eine misslungene Übergabe in der Wanderers Verteidigung für einen Touchdown auszunutzen. Stark verbessert nach seiner Verletzungszeit zeigte sich dabei Andreas Hufer. Der Veteran auf der Kelkheimer Quarterbackposition ist nach seiner schweren Handverletzung endgültig zurück und hat wieder seinen gewohnten „Zip“ auf dem Ball. Die Pässe waren zum Leidwesen der Wanderers entsprechend präzise und schwungvoll. Auch die Wanderers Offense bekleckerte sich danach nicht mit Ruhm als sie den Ball den Kelkheimern in die Arme spielte. Die komfortable Führung war dahin und man lag zur Halbzeit mit nur einem Zähler in Front.

In der zweiten Hälfte wurde es dann schlimmer bevor es besser wurde. Die Kelkheimer nahmen den Schwung mit und gingen in Führung. Ganz still wurde es dann an der Walldorfer Seitenlinie als Hufer bei einem vierten Versuch kurz vor der Mittellinie zu einem langen Pass ausholte und tatsächlich in Kai Kristinus einen dankbaren Abnehmer in der Walldorfer Endzone fand. Zeit für Captain Comeback Benjamin Klever. „Auf Jungs, jetzt liegen wir schon ein bisschen hinten. Aber wir haben noch Zeit“, sagte er im Huddle. Mit Ruhe und Präzision führte er die Offense dann über das Feld. Der Touchdown zum Anschluss direkt zwischen die 2 und die 1 auf dem Trikot von Receiver Fabian Achenbach, der mit einem großen Grinsen in der Endzone auslief, gab der Defense die Gelegenheit, ihren Teil zum Comeback beizutragen. Sollten sie das Kelkheimer First Down nicht verhindert, wäre das Spiel vorbei. Coach Carsten stellte noch einmal um und war mit zwei Time-outs ausgestattet.

img_2234

Auf dem Weg in Richtung Endzone: Matthias Bieniek.

Dann ging es los. Erster Pass kurz, Flagge gezogen. Time-out. Zweiter Pass kurz, Flagge gezogen. Time-out. Dritter Pass lang, aber unvollständig. Uhr steht. Vierter Versuch und etwa zehn Yards trennen die Wanderers vom Knock-out. Dann der Snap. Hufer visiert Kristinus auf der linken Seite an und feuert den Ball raus. Doch dieser findet nicht sein Ziel und der Walldorfer Anhang rastet aus. Doch jetzt heißt es: Fokus! Die Wanderers liegen immer noch mit drei Punkten zurück. Receiver Jonathan Vorrath gibt im Huddle das Ziel aus: „Jetzt ein Championship Drive, Jungs!“ Das lässt sich Captain Comeback mit der 23 nicht zweimal sagen. Im letzten Play des Drives führt er den Faden ins Nadelöhr: Nur ein enges Fenster zwischen Verteidigern und Seitenlinie genügt Klever, um den Ball in die Hände von Matthias Bieniek zu lupfen. Der rennt den Rest des Weges bis in die Endzone. Walldorf vorne, Stimmung gut.

28 Sekunden stehen auf der Uhr, als die Kelkheimer bei einsetzender Dunkelheit ihren letzten Drive starten. Ebenfalls mit zwei Time-outs ausgestattet behalten sie die Ruhe und marschieren methodisch über das Feld. Dann der Showdown vor der Walldorfer Endzone: Die Uhr steht bei 4 Sekunden. Time-out! „Defense, noch 4 Sekunden bis zur Meisterschaft. Gebt uns diese 4 Sekunden“, ruft Coach Carsten, der noch einmal auf das Feld geeilt war, um seine Spieler zu fokussieren. Dann das letzte Play. Fabian Achenbach denkt sich auf seiner linken Safety-Position: „Auf meine Seite kommt der eh nicht. Zu tausend Prozent bekommt Peter jetzt Arbeit.“ Peter Rehfeld ist der rechte Safety und wurde erst kurz zuvor eingewechselt. Dann startet das Play. Hufer guckt sich kurz um, wählt dann aber schnell Rehfelds Seite und legt den Ball in die hintere Ecke der Endzone. Doch das Leder verfehlt die Hände des Receivers und das Walldorfer Comeback ist perfekt. Es folgt orangefarbener Freudentaumel vor der untergehenden Sonne.

img_2352

Mit der Meisterschale: Jonathan Vorrath und Meister-Coach Carsten (Wolf)