Die Walldorf Wanderers sind Deutscher Hallenmeister. Nach einer gefühlten Ewigkeit entspricht dieser Satz wieder der Realität. Am vergangenen Sonntag konnten die Wanderers die Last von vier Jahren bitterer Niederlagen gegen die Kelkheim Lizzards im Meisterschaftsturnier abstreifen. Vor fünf Jahren gewannen sie zuletzt den German Indoor Flagbowl und sicherten sich nun ihren zweiten Hallentitel. Dafür mussten sie im Finale in der Recklinghausener Helmut-Pardon-Sporthalle abermals gegen ihre Erzrivalen aus dem Taunus antreten. Zur Krönung des Tages kürte die Turnierleitung Wanderers Quarterback Benjamin Klever zum wertvollsten Offensivspieler (MVP) dieser Deutschen Hallenmeisterschaft.

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„Ihr habt es jetzt selbst in der Hand. Ich habe euch alle Werkzeuge gegeben, die ihr für dieses Spiel braucht. Ihr müsst sie nur noch einsetzen.“ Es war mucksmäuschenstill in der kleinen Kabine, als Coach Carsten das Team gewohnt ruhig und bedacht auf das wichtigste Spiel des Jahres einstimmte. Es war nach Siegen gegen Dortmund, Kiel, Recklinghausen und Bremerhaven die letzte Ruhe für die ungeschlagenen Wanderers vor dem Finale um die Deutsche Hallenmeisterschaft. Denn dann entfachten sie und ihre Kelkheimer Kontrahenten im Flagfooball-Klassiker den gewohnten Sturm im Kampf um die Krone für Deutschlands bestes Flagfootballteam.

Lizzards Quarterback Andreas Hufer hatte ebenfalls seinen Werkzeugkasten mitgebracht und baute einen starken Eröffnungsdrive zusammen. Ein 6-0-Führung für Kelkheim war das Resultat. Die Wanderers antworteten postwendend mit dem 6-6. Nach zwei weiteren Touchdowns beider Teams stand es 12-12 und weil die Walldorfer den ersten Extrapunkt der Partie verwandelten, konnten sie ein 12-13-Führung behaupten. Die Lizzards konterten und drehten das Spiel erneut zum 18-13.

Dann der erste Schockmoment für Walldorf: Klever versucht unter Druck im Lauf nach rechts einen Pass auf Receiver Christopher Hippmann anzubringen. Aber Hufer springt dazwischen und trägt den Ball in die Endzone. 24-13 für Kelkheim. Der Walldorfer Quarterback ist angezählt – so könnte man denken. Doch tatsächlich zählt er selbst nur die wenigen Sekunden, die ihm bleiben, um sein Team vor der Halbzeit wieder ins Spiel zu bringen. Und tatsächlich: Im seitwärts Rennen hievt er einen Pass über das ganze Feld in die Arme von Sebastian Schütt, der in die Endzone rennt. Mit Extrapunkt steht es nur noch 24-20 für Kelkheim.

bennyWalldorf bekommt zu Beginn der zweiten Hälfte den Ball und trägt ihn zum 24-27 abermals in die Endzone. Die Lizzards wollen direkt antworten. Doch sie brauchen lange, um in die Walldorfer Hälfte zu kommen. Dann wirft Hufer einen tiefen Ball auf Oliver Stubbe. Wanderers Safety Julian Klitsch steht aber schon parat und fängt den Pass ab. Den anschließenden Walldorfer Touchdown können die Kelkheimer wieder standesgemäß beantworten. Es steht 31-34 für Walldorf, als Wanderers Receiver Fabian Achenbach dann am Rande der Seitenlinie entlang tippelt, vor den ungläubigen Augen der Kelkheimer Verteidiger die Balance hält und die Wanderers-Führung auf 31-40 ausbaut.

Eilig formieren die Lizzards nach dem vergebenen Extrapunkt der Wanderers ihre Offensive. Receiver Kai Kristinus nimmt direkt Kurs auf die Endzone und Hufers langer Pass scheint ihn auch erreichen zu können. Doch er ist etwas zu kurz und landet in den Händen der Walldorfer Verteidigung. Das Spiel ist aus. Genauso wie der Walldorfer Albtraum von einer vierten Finalniederlage in Folge.