„Business as usual“ wird sich mancher gedacht haben, als am Samstag um kurz vor vier die Finalpaarung der siebten German Flag Open feststand. Kelkheim gegen Walldorf. Das dritte Mal innerhalb eines Jahres standen sich die beiden Rivalen im Kampf um einen deutschen Meistertitel gegenüber. Aber anders als bei den German Flag Open 2011 und den Deutschen Hallenmeisterschaften 2012 gingen dieses Mal die Wanderers als bestes deutsches Team vom Feld. Mit ihrem dritten Flag Open Titel sind sie außerdem Rekordmeister.

Am Freitagabend hatte es noch geregnet, als die Wanderers ihr Hotel in der Prenzlauer Allee bezogen. Am Samstag lachte dann die Sonne über dem Friedrich-Ludwig-Jahn Sportpark als die Wanderers um zehn Uhr in das Turnier starteten. Holprig begann man die erste Partie gegen die Braunschweig Lazy Brains. Gleich im ersten Play verlor die Wanderers Offense per Interception den Ball. Den Rest des Spiels lief man einem Rückstand hinterher. Am Ende drehten die Walldorfer die Partie und behielten hauchdünn mit 14-12 die Oberhand. Der Sieg wurde allerdings teuer bezahlt, da sich Julian bereits nach wenigen Spielzügen eine Muskelzerrung zuzog und nicht mehr spielen konnte.
Auch das nächste Spiel war kein Selbstläufer. Die zweite Mannschaft der Münchener Spatzen machte es den Wanderers nicht leicht. Der Walldorfer 7-6-Erfolg war am Ende noch enger als das erste Spiel. Coach Carsten machte im Huddle deutlich, dass es in den nächsten Spielen einer Leistungssteigerung bedurfte. Die Mannschaft konnte diese Anweisung direkt umsetzen und besiegte die Suburbian Foxes aus Radebeul mit einer runden Teamleistung 34-0. Auch die anschließenden Siege gegen die Flag Women Germany mit 28-0 und die Guards of Honor aus Magdeburg mit 27-6 waren nie in Gefahr.

Im Halbfinale wartete dann mit den Dortmund Devils ein starker Gegner. Die Walldorfer Offense fand jedoch früh ihren Rhythmus und konnte mit tiefen Pässen wiederholt punkten. Die Defense ließ wenig zu. Nur einmal waren die Dortmunder mit einem tiefen Stop-and-go erfolgreich. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel jedoch bereits außer Reichweite für den amtierenden NRW-Meister. 27-6 für Walldorf lautete der Endstand. Im Anschluss schwor der Coach das Team nocheinmal ein und erinnerte alle daran, dass noch nichts gewonnen war. Auf Feld zwei waren die Kelkheimer gerade dabei in der Verlängerung die zweite Mannschaft der Münchener Spatzen niederzuringen. Mit einem präzisen Touchpass entschieden sie die Partie mit 12-6 für sich. Das nächste Kapitel „Kelkheim gegen Walldorf“ war aufgeschlagen.

Die Wanderers gewannen den Cointoss und hatten das erste Angriffsrecht. Die Offense startete das Finale mit einem Paukenschlag, als bereits nach wenigen Plays ein tiefer Pass von Benny einem um Längen enteilten Chris direkt in die Arme fiel. Unberührt spurtete der Walldorfer dann in die Endzone. Der Extrapunkt war ebenfalls gut, was sich später noch auszahlen sollte. Kelkheim antwortete standesgemäß. Nach einem wichtigen First Down war Manu über außen nicht zu halten und punktete zum Anschluß. Der Pass zum Extrapunkt segelte dann jedoch ins Aus.
Wieder war die Walldorfer Offense am Zug. Wieder suchte Benny den schnellen Chris. Der Kelkheimer Safety war jedoch zur Stelle und tippte den Ball vor den fangbereiten Händen des Receivers weg. Coach Carsten griff ein, mit dem Ziel seine Receiver in bessere Position zu bringen. Die Strategie ging auf und es war abermals eine tiefe „Bombe“, der die Kelkheimer nur hinterherschauen konnten. Akrobatisch sicherte sich Stefan dann in der Ecke der Endzone mit einer Rolle vorwärts den Catch zum Extrapunkt. Die tiefen Kelkheimer Pässe verfehlten dann im letzten Drive vor der Pause ihr Ziel. 14-6 Walldorf. Halbzeit.

Kelkheim hatte zu Beginn der zweiten Hälfte Angriffsrecht, kam jedoch nicht über die Mittellinie. Auch die Walldorfer Offense biss sich in ihrem Drive die Zähne fest. Dann war es abermals Manu, der nach einem Catch nahe der Sideline die Walldorfer Verteidigung überwinden konnte und die Lizzards gefährlich bis auf zwei Punkte heranbrachte. Kelkheim versuchte mit einer 2-Point-Conversion auszugleichen. Ohne Erfolg. Jetzt lag es wieder in Bennys Händen die Offense zu Punkten zu führen und das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Ein Touchdowm mit Extrapunkt würde die Führung auf neun Punkte und damit zweimal Ballbesitz ausbauen. Wieder griff das geschickte Playcalling vom Coach und ein sträflich freier Chris fing einen tiefen Pass, den er bis kurz vor die Goalline trug. Das folgende Drama rief böse Erinnerungen an die Finalschlappe in Bremerhaven wach. Wie damals hatten die Walldorfer ein Yard zu gehen, um einen wichtigen Touchdown zu machen.

Erster Versuch. Schneller Pitch. Simon hat ihn – nicht! Zweiter Versuch. Kurzer Touchpass. Chris hat ihn – auch nicht! Dritter Versuch. Snap. In and Out hintere Ecke. Chris rutscht aus. Ball segelt vorbei! Vierter Versuch – Incomplete!

Noch vier Minuten zu spielen. 14-12 für Walldorf. Kelkheim Ball an der eigenen Fünf. Letzter Akt. Auftritt Walldorfer Defense. Bis zum First Down läuft alles nach Kelkheimer Plan. Andi findet Stefan wiederholt auf Hooks nahe der Seitenlinie. Die Flaggen sind direkt nach dem Catch immer weg. Der Drive dauert. Aber das ist der Plan. Mit so wenig Zeit auf der Uhr wie möglich punkten. First Down kurz hinter der Mitte für Kelkheim. Wieder Stefan außen frei, aber der Pass knallt einen Meter vor ihm auf den Boden. Zwei weitere Pässe fallen incomplete oder gewinnen nur wenig Raum. Do-or-Die beim vierten Versuch und lang bis zu Endzone für die Lizzards. Snap. Andi droppet zurück, sucht die Endzone ab. Vorne alles dicht. Auf einer tiefen Crossing-Route wird Manu in der linken Ecke der Endzone frei. Martin ist ihm dicht auf den Fersen. Der Ball fliegt in Richtung Endzone an Manus ausgestreckten Händen vorbei. Incomplete! Neuer Deutscher Meister, Walldorf Wanderers!

Ein paar Running Plays nehmen die letzen Sekunden von der Uhr, dann ist es offiziell. Jubel und Erleichterung bei der anschließenden Siegerehrung sind der Start in die Meisterfeier.
Einer fehlt allerdings auf dem Meisterfoto: Julian, der sich gleich im ersten Spiel verletzt hat, ist trotz Zerrung zum Supermarkt gespurtet und hat Bier für das ganze Team organisiert. Danke, Juli!